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Glauben Sie Gerüchten!
Gütersloh, 1. Dezember 2024
Nicht nur in Gütersloh sind #Gerüchte sehr beliebt. Und zwar deshalb, weil diejenigen, die sie verbreiten, im Ansehen der Gruppe steigen. Sie wissen etwas über jemand anderen, was ihnen den Anstrich von Wissen und Klugheit verleiht. Wer die Gerüchte glaubt (und dann selbst weiterverbreitet) schneidet sich ein Stück vom #Kuchen dieser vermeintlichen Überlegenheit ab.
Einfache und dumme Gerüchte
Die einfachsten und dümmsten Gerüchte funktionieren am besten. Und zwar deshalb, weil sie jeder leicht versteht, weil jeder sie sich leicht merken kann, und weil sie schon aus diesen beiden Gründen interessant sind. Freilich müssen sie ins Weltbild derjenigen passen, die sie glauben – und Negatives über andere passt wohl in das Weltbild von jedem. Außerdem muss ein gutes Gerücht alle entweder ärgern, ängstigen oder an ihre Werte oder Hoffnungen appellieren – oder alles zugleich. Das Gerücht muss überraschend aber nicht völlig unglaubwürdig sein. Wiederum ist Negatives aus Gründen fast immer sehr glaubwürdig, Positives hingegen nicht – es kann und darf nicht sein, dass irgendjemand besser ist oder irgendetwas besser kann oder mehr weiß als man selbst. Schlechter immer gerne, besser aber nie. Denn jeder will schließlich ein besserer Mensch sein – mehr als das: Jeder hält sich für einen besseren Menschen. Von dieser Regel gibt es Ausnahmen, etwa großen Reichtum, Machtpositionen, Autorität, allgemeine Anerkennung des Opfers oder Dinge, die völlig unverständlich sind, aber doch eine Strahlkraft haben – etwa bei bekannten Wissenschaftlern.
Negatives wird 10 mal so oft weiterverbreitet wie Positives
Untersuchungen haben gezeigt, dass Positives bis zu 3 mal weitererzählt wird, Negatives aber bis zu 33 mal. Bekanntlich muss man irgendeine Behauptung nur oft genug wiederholen – irgendwann gilt sie als wahr. Selbst dann, wenn sie nachweislich falsch ist. Diese Tatsache ist nicht zuletzt der Denkfaulheit der Allermeisten geschuldet. Es ist bequem, einfach alles zu glauben – »Die da oben« werden schon Recht haben und wissen, was sie tun.
Und warum soll man Gerüchten nun glauben?
Der Inhalt ist in aller Regel Quatsch, teils frei erfunden, bösartig – meist verfolgt der Urheber eigene Interessen. Aber in gewisser Hinsicht sind Gerüchte wahr – und zwar insofern, als sie nichts über das Opfer, aber viel über die Täter aussagen. Und mehr als das: Sie sagen auch viel über diejenigen aus, die sie glauben (und weiterverbreiten).
Die Wahrheit ist meist genau das Gegenteil
Die erfolgreichsten Gerüchte sind gleichzeitig die dümmsten, einfältigsten und bösartigsten Gerüchte: »X erzählt Scheiße über Dich! Ich wollte Dich nur warnen!« oder »Ich habe X soviel Gutes getan und er tut mir soviel Schlechtes an!« – in Wahrheit ist genau das Gegenteil der Fall, was eigentlich offensichtlich ist, aber das Vorstellungsvermögen der Allermeisten übersteigt. »X erzählt Scheiße über Dich« heißt in Wahrheit »Ich erzähle Scheiße über X« – und genau das tut er ja. Behauptet aber das Gegenteil. »Ich habe X soviel Gutes getan und er tut mir soviel Schlechtes an!« heißt in Wahrheit »X hat mir soviel Gutes getan und ich räche mich nun dafür mit Schlechtem!«. Und genau das tut er ja. Bösartige Gerüchte zu verbreiten, ist nichts Positives. Zumal dann nicht, wenn es Lügen sind.
Der Urheber ist nicht der Urheber
Meist behauptet der #Urheber sogar, gar nicht selbst der Urheber zu sein, sondern das ganze auch nur »gehört zu haben«, von wem auch immer (»Man munkelt«, »Schon gehört?«). Beim #Mobbing wird in aller Regel der Täter als Opfer wahrgenommen und das Opfer wird als Täter wahrgenommen. Zumal sich der Täter auch als Opfer geriert, was man ihm allzu gerne glaubt (siehe oben). Das große Drama: Wenn irgendwann völlig klar wird, dass das Gerücht eine Lüge ist, kommt sich jeder Beteiligte (zu Recht) dumm vor, weil er das alles geglaubt hat. Fast niemand hat die Größe oder geistige Reife, so etwas einzugestehen. Oder von vornherein keinen Gerüchten zu glauben.