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Nach Panorama/Flip Recherche: Lidl zieht sich aus Myanmar zurück

Nach Panorama/Flip Recherche: Lidl zieht sich aus Myanmar zurück

Hamburg, 7. Dezember 2023

Der #Discounter #Lidl will sich bis 2025 aus dem Verkauf von Textilien, die in der Militärdiktatur Myanmar produziert wurden, zurückziehen. Bisher vermarktet Lidl sie als besonders nachhaltig und fair und nutzt dazu das staatliche Textilsiegel »Grüner Knopf«. Auslöser für den Rückzug sind Recherchen des #ARD Magazins »#Panorama« (#NDR) und des Medien Start ups »Flip«. Am Beispiel eines Kleides der #Lidl #Eigenmarke »Esmara« zeigen diese Recherchen, dass es bei Lieferanten von Lidl Kleidung in Myanmar wiederholt zu Arbeits und Menschenrechtsverstößen kommt. So berichten Arbeiterinnen und Gewerkschafterinnen von Ausbeutung, Drohungen und körperlicher Gewalt.

»Panorama« und »Flip« konnten mit Hilfe von Exil Gewerkschafterinnen und in Gesprächen mit Arbeiterinnen die Situation in einigen der Lidl Fabriken in Myanmar beleuchten. Die Arbeiterinnen und Arbeiter erheben schwere Vorwürfe von einbehaltenem Lohn über Drohungen bis hin zu gewaltsamen Übergriffen. Außerdem würden #Fabrik #Manager dem #Militär dabei helfen, Gewerkschaften zu unterdrücken. Eine Arbeiterin berichtet etwa: »Es kommt zu körperlicher Gewalt gegen Gewerkschaftsführer am Arbeitsplatz, aber häufiger sind Drohungen, wenn jemand Gewerkschaftsführer ist.« #Arbeiterinnen berichteten auch, vor Kontrollen genötigt zu werden, nicht die Wahrheit über die Arbeitsbedingungen zu sagen.

Eines der von Lidl offensiv als nachhaltig und fair beworbenen Kleidungsstücke ist ein Kleid der Lidl Eigenmarke »Esmara«. Es wurde im Juli in deutschen Lidl Filialen sowie online für 8,99 Euro verkauft. In einer begleitenden Kampagne, für die auch Prominente wie Barbara Schöneberger und Max Giermann vor der Kamera standen, stellte Lidl die Auszeichnung des Kleids mit dem »Grünen Knopf« in den Mittelpunkt, das damit »sozial, ökologisch, staatlich und unabhängig zertifiziert« sei. Das staatliche Textilsiegel »Grüner Knopf« wurde im Jahr 2019 vom ehemaligen Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) eingeführt und liegt aktuell in der Verantwortung von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Das Siegel soll es den Verbrauchern erleichtern, nachhaltige Textilien zu erkennen.

Auf Anfrage von »Panorama« und »Flip« zum »Grünen Knopf« für Myanmar Textilien antwortet das Bundesentwicklungsministerium (BMZ): »Kein Land ist pauschal frei von Umwelt und Menschenrechtsverstößen. Daher setzt sich das BMZ dafür ein, dass Unternehmen ihren unternehmerischen Sorgfaltspflichten nachkommen.« Beim Einkauf von Waren in anderen Ländern müssten Unternehmen sicherstellen, dass diese dort sozial und ökologisch nachhaltig produziert werden. »Das gilt für alle Länder der Welt, und natürlich auch für Myanmar. Wie Unternehmen diesen Sorgfaltspflichten nachkommen, müssen sie beim 'Grünen Knopf' nachweisen. Dies wird von unabhängigen Zertifizierungsstellen überprüft.« Weder Schöneberger noch Giermann wollten sich auf Anfrage äußern.

Das Lidl Kleid wurde dem Etikett zufolge in Myanmar hergestellt. Ein Land, in dem seit dem Putsch 2021 eine Militärdiktatur herrscht und über das es zahlreiche Berichte über die gewaltsame Niederschlagung von Protesten gibt. Zudem werden immer wieder massive Arbeits und Menschenrechtsverletzungen in Textilfabriken dokumentiert. Kürzlich stellten Sonderermittler der Internationalen Arbeitsorganisation ILO in einem Bericht zudem die systematische Verfolgung von Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern in Myanmar fest. Sie würden willkürlich verhaftet, entführt, misshandelt, gefoltert und ermordet. Wegen dieser katastrophalen Menschenrechtslage haben Marken wie der Zara Mutterkonzern Inditex, C&A, Tchibo und zuletzt auch H&M ihre Lieferbeziehungen zu Myanmar beendet oder angekündigt, dies zu tun.

Bislang hatte Lidl das abgelehnt. In einem im November veröffentlichten Fortschrittsbericht zum Bündnis für nachhaltige Textilien schreibt das Unternehmen etwas umständlich formuliert: »Wir haben uns und unsere Lieferanten verpflichtet, auch weiterhin keine Aufträge aus Myanmar zurückzuziehen.« Lidl führt im Fortschrittsbericht mehrfach die Mitgliedschaft in der Initiative ACT an, um das eigene Bemühen um unternehmerische Sorgfalt zu untermauern. ACT ist ein Zusammenschluss großer Textilmarken und Gewerkschaften, der sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt. Allerdings ist ACT schon seit Dezember 2021 nicht mehr in Myanmar aktiv. Den Rückzug aus Myanmar begründet ACT auf Nachfrage von Panorama und Flip damit, dass Gewerkschaften »unter den gegebenen Umständen nicht länger in der Lage sind, frei zu arbeiten«.

In einer Stellungnahme teilt Lidl nun mit, die von Panorama und Flip aufgedeckten Zustände in einer Fabrik untersuchen zu wollen. »Bis zum Abschluss der Untersuchung werden keine neuen Aufträge für die Produktion von Lidl Ware an die Produktionsstätte vergeben.« Man werde die Situation in Myanmar auch nach der jetzigen Entscheidung zum stufenweisen Rückzug bis 2025 weiterhin sorgfältig beobachten und »verstärkte Maßnahmen zur Erfüllung unserer unternehmerischen Sorgfaltspflicht in Myanmar durchführen«.

Sendehinweis: »Panorama« berichtet über die Recherche am Donnerstag, 7. Dezember, um 21.45 Uhr im #Ersten.

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