Experten brauchen wir heute vor allem für das Offensichtliche
Das ist so wichtig: Eine Psychologin klärt auf. Über gefährliche Instagram-Trends und gefährliche »Challenges«, die gerade bei Jugendlichen so viel Schaden anrichten können. Nun aber bitte! Obacht! Nun wissen wir Bescheid, können uns kurz empören, und unsere Erkenntnisse bei Instagram posten. Die Segnungen der »Digitalisierung«.
Und das »Frühstücksfernsehen«, das dieser »Expertin« eine Plattform für diese tiefgreifende Analyse bietet, bringt fünf Minuten später die neuesten Instagram-Trends und weitere fünf Minuten später in der dümmlichen Rubrik »Kennsu« die neuesten lustigen Internetvideos.
Experten brauchen wir heute vor allem für das Offensichtliche. Von dem wir gar nichts wissen wollen und können. Ganz im Gegenteil. Tötet den Boten! Feiert den Boten. Je nachdem, ob uns das, was er uns sagt, gefällt. Und es hat uns gefälligst zu gefallen. Denn das ist unsere Meinung. Und die dürfen wir frei äußern. Und so hören eben die meisten denjenigen zu, die nichts zu sagen haben. Denn das gefällt einem immer. Jedenfalls kann nichts niemandem missfallen. Immerhin. Nur darum geht es schließlich. So geht Opferschutz.
Denn früher wussten wenige Leute viel über wenig. Der Fortschritt sorgte dann dafür, dass immer mehr Leute immer weniger über immer mehr wussten. Das kulminiert nun darin, dass heute alle nichts über alles wissen.
Wir brauchen auch dringend sogenannte »Adelxexperten« oder »Society-Experten«, die uns das erzählen, was in den Klatschblättern steht. Was in der »Yellow Press« steht … im »Boulevard« (zu deutsch: »Gosse«).