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KWS Lectures: der Wille zur Macht – eine Logik des Lebendigen
#Gütersloh, 11. November 2025
1. Dynamik des Lebens
Leben ist Bewegung. Wo keine Bewegung mehr stattfindet – kein Denken, kein Handeln, kein Reagieren – dort endet das Leben. Diese Grenze bildet die linke Wand der Existenz. Jedes bewusste Wesen muss handeln und reagieren; absolute Passivität ist gleichbedeutend mit dem Tod. Damit ist #Dynamik keine Eigenschaft des Lebens, sondern seine Bedingung. #Stillstand ist das Ende, Bewegung die Form des Seins.
2. Die #Logik der #Asymmetrie
Weil die linke Wand eine absolute Grenze ist, kann sich Bewegung nur in eine Richtung entfalten – weg vom Nichts, hin zu mehr Denken und Handeln. Aus dieser Asymmetrie entsteht der Schein des Fortschritts: Nicht, weil Leben ein Ziel hätte, sondern weil es sich nur nach einer Seite ausbreiten kann. Das Denken und Handeln des Menschen schwankt – mal aktiv, mal passiv, mal gestaltend, mal hinnehmend. Dieses Schwanken ist das »Torkeln des Betrunkenen«: eine stetige Bewegung zwischen den Möglichkeiten, nie in Ruhe, nie in völliger Kontrolle.
3. Der #Machtwille als #Emergenzphänomen
Aus dieser Dynamik ergibt sich zwangsläufig das, was man »Wille zur Macht« nennen kann – nicht als metaphysischer Trieb, sondern als statistisches Verhaltensphänomen. Wo Leben Bewegung ist, entsteht das Bedürfnis, Wirkung zu erzeugen. Dieser Wille ist keine bewusste Absicht, sondern das Erleben der eigenen Wirksamkeit: die Erfahrung, dass Denken und Handeln Realität verändern. Der »Wille zur Macht« ist also die psychologische Erscheinung der logischen Notwendigkeit, lebendig zu sein.
4. Macht als neutrale Kategorie
Im alltäglichen Sprachgebrauch gilt #Macht als verdächtig. Sie klingt nach #Unterdrückung oder #Gewalt. Doch in dieser Logik ist Macht kein moralischer Begriff, sondern ein abstraktes Prinzip: Macht heißt, etwas verändern zu können (handeln zu können). Jeder bewusste Akt – das #Aufstehen am Morgen, das #Zähneputzen, das Treffen einer Entscheidung – ist Ausdruck von Macht. Denn jedes Handeln verändert einen Zustand, verschiebt die Ausgangslage, erzeugt Wirkung.
Macht ist also wertneutral. Wie #Energie kann sie zerstören oder gestalten; Moral entsteht erst dort, wo Macht auf andere Systeme trifft und ihre Folgen bewertet werden. Macht ist nicht #Herrschaft, sondern #Möglichkeit. Sie beginnt mit dem 1. bewussten Schritt – und endet erst an der linken Wand des Nichtseins.
5. Große Schritte und Spandrels
Innerhalb dieser Dynamik treten gelegentlich große Sprünge auf – Momente intensiven Denkens und Handelns, die neue Bahnen eröffnen. Solche Ereignisse wirken wie große Mutationen: seltene, aber mögliche Ausschläge im statistischen Torkeln des Bewusstseins. Manche dieser Sprünge hinterlassen Spuren: Ideen, Institutionen, kulturelle Muster. Sie bleiben erhalten, weil sie sich bewähren – auch dann, wenn ihre ursprüngliche Funktion längst vergessen ist.
Das sind die Spandrels des Geistes: zufällige Produkte des Denkens, die sich im Lauf der Zeit zu stabilen Formen des Lebens entwickeln.
6. Individuelle und kollektive Dynamik
Die Logik gilt sowohl für Einzelne als auch für Gruppen. Individuen handeln, Kollektive ebenfalls – in größerem Maßstab. Beides folgt derselben Dynamik: dem fortwährenden Ausbalancieren zwischen Passivität und Aktivität, zwischen Reaktion und Gestaltung. Der individuelle und der kollektive Wille zur Macht sind Erscheinungen ein und derselben Bewegung: #Leben als ständige #Suche nach #Wirksamkeit.
7. Kontextuelle Grenzen
Macht existiert nie absolut, sondern innerhalb von Systemen. Jedes System – ob physikalisch, physiologisch oder sozial – setzt Grenzen, innerhalb derer Handeln möglich ist. Diese Grenzen definieren, was in einem bestimmten Zusammenhang als »totale Macht« gelten kann.
Eine Person kann in einer Firma die höchste Position erreichen, doch ihre Macht endet an der Systemgrenze des Unternehmens. Ebenso hat eine #Großmutter die Macht, sonntags #Kuchen zu backen oder es zu lassen – ein kleines, aber vollkommen reales Beispiel für Handlungsfreiheit im Rahmen des Möglichen. Darüber hinaus liegen neue Systeme mit neuen Wänden.
Totale Macht ist immer relativ – sie existiert nur innerhalb eines gegebenen Rahmens. Jenseits davon beginnt ein neuer Raum, mit neuen Begrenzungen.
8. Die rechte Wand – Transzendenz
So wie die linke Wand das absolute Nichts markiert, so steht die rechte Wand für die absolute Macht: den Punkt, an dem Denken und Handeln alles durchdringen würden. Doch in diesem Zustand wäre keine Bewegung mehr möglich – Macht würde sich selbst aufheben.
Die rechte Wand ist daher transzendent, jenseits des Lebens. Man könnte sagen: Was über alle Kontexte hinausgeht, was völlig wirksam wäre, wäre »Gott« – das Ende der Dynamik, die Vollendung der Möglichkeit.
9. Schluss
Das Leben spielt sich zwischen diesen Wänden ab: zwischen #Ohnmacht und #Allmacht, zwischen #Nichtsein und #Vollendung, zwischen #Zufall und #Struktur.
Wir torkeln – denken, handeln, ruhen, beginnen neu. Und in diesem unaufhörlichen Schwingen entsteht das, was man »Wille zur Macht« nennt: nicht #Herrschaft, nicht #Zwang, sondern das schlichte, wunderbare Vermögen, lebendig zu sein.
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