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KWS Lectures: das Dilemma des Bewusstseins – und die Frage nach dem Ausweg

#KWS #Lectures: das Dilemma des Bewusstseins – und die Frage nach dem Ausweg

#Gütersloh, 15. Oktober 2025

I. Das #Dilemma

Das menschliche #Bewusstsein ist ein #Paradoxon. Wir sind die einzige Spezies, die weiß, dass sie sterben wird – und die dennoch plant, träumt, baut, streitet, glaubt. Dieses Wissen ist unsere größte Begabung und unsere tiefste Wunde zugleich. Wir sind #Hybris und #Nemesis in einer Person: stolz auf unsere Vernunft, verflucht durch sie.

Das #Bewusstsein inszeniert ein #Theaterstück, in dem wir Hauptdarsteller, Publikum und Kritiker zugleich sind. Jeder Mensch hält sich für besonders, und jeder ahnt, dass er es nicht ist. Aus dieser stillen Kränkung erwachsen Selbstgerechtigkeit, Aggression, Überkompensation – und ganze Zivilisationen.

II. Systeme und ihr Paradox

#Gesellschaften, #Organisationen, #Ideologien – sie alle entstehen aus dem Wunsch nach Ordnung. Doch jedes System, das Ordnung erzeugt, muss #Konformität verlangen, und jede Konformität unterdrückt die Abweichung, die zur Erneuerung nötig wäre. So beginnt der Selbstwiderspruch: Systeme wollen überleben, nicht sich entwickeln.

Sie fixieren den Status quo, rationalisieren Zufall als Notwendigkeit und verwechseln #Stabilität mit #Wahrheit. Das gilt in der #Politik wie in der #Biologie: auch Gene »wollen« nicht fortschreiten, sie wollen nur bestehen. Evolution, sagt Stephen Jay #Gould, ist keine Leiter, sondern ein seitliches Driften – eine ungerichtete Bewegung, begrenzt durch eine »linke Wand«, jenseits derer keine Einfachheit mehr möglich ist. #Komplexität entsteht nicht durch #Zielgerichtetheit, sondern durch Zufall plus Grenze.

III. #Drift, #Regression und #Langeweile

Das Leben driftet, aber es driftet nicht unendlich. Immer wieder wirkt ein gegenläufiges Prinzip: Regression zur Mitte. Extreme flachen ab, Systeme pendeln zurück, Kulturen stabilisieren sich. Doch die Mitte ist nicht still. Sie wandert – unmerklich, aber unaufhaltsam – immer weiter nach rechts, in Richtung wachsender Komplexität, bis das System sich an seiner eigenen Feinheit erschöpft.

So endet jede #Homöostase im #Tod: biologisch, kulturell, geistig. Leben erhält sich durch das, was es zerstört.

Und hier tritt ein weiteres Prinzip auf: Langeweile. In der #Kultur ist sie das #Äquivalent der #Entropie. Wenn alles gesagt, gesehen, gedacht scheint, dann entsteht ein Sog ins Nichts, eine stille #Panik. Langeweile ist das Zeichen, dass das Bewusstsein satt, aber nicht erfüllt ist. Wer sie nicht aushält, flieht in Ablenkung – wer sie aushält, beginnt zu denken.

IV. Die #Autopoietische #Ethik

Aus diesem Punkt kann eine neue Haltung entstehen: nicht die Flucht vor der Dynamik, sondern ihre bewusste Gestaltung. Der Mensch kann lernen, sich selbst als offenes System zu begreifen – nicht als statische Identität, sondern als fortlaufenden Prozess.

Diese Haltung nennt man autopoietisch: Das Leben erschafft sich selbst, indem es sich erkennt. #Ethik wird hier nicht als #Moral verstanden, sondern als Kompetenz zur Selbstorganisation, als Fähigkeit, Komplexität zu halten, ohne sie zu verleugnen. Eine Kultur, die diese Ethik lebt, belohnt nicht Konformität, sondern #Bewusstheit. Sie begreift, dass Dissens kein Defekt ist, sondern der Sauerstoff der Vernunft.

V. Der Ausweg

Aber aus was wollen wir überhaupt hinaus? Aus der Langeweile? Aus der Überforderung? Aus der Tragödie des Bewusstseins? Aus der Geschichte? Aus uns selbst?

Die Antwort hängt von der Ebene ab. Kurzfristig heißt Ausweg: Atem holen, Ruhe finden, das Rauschen dämpfen. Lebensgeschichtlich heißt er: Sinn suchen, Verantwortung übernehmen, Spuren hinterlassen. Kollektiv bedeutet er: Strukturen schaffen, die Irrtum erlauben. Existentiell schließlich: das Paradox begreifen, dass es keinen Ausweg gibt – weil Bewusstsein selbst das Haus ist, aus dem wir fliehen wollen.

Und doch gibt es Wege im Haus. Man kann sich darin einrichten – mit Ironie, Mitgefühl, Erkenntnis. Man kann lernen, den Zufall zu umarmen, nicht als Feind, sondern als Bedingung der #Freiheit.

Der Ausweg ist kein Ort, sondern eine Haltung. Keine Flucht, sondern Durchblick. Kein Ende, sondern Bewusstheit im Werden.

VI. Epilog

Vielleicht ist das die reifste Form des Menschseins: nicht die Illusion, das Dilemma zu lösen, sondern die Fähigkeit, darin aufrecht zu stehen. Gene #Roddenberry hat es in einen Satz gefasst:  »To boldly go where no one has gone before.« Das meint nicht Sterne, sondern Bewusstseinsräume. Nicht Flucht aus der Welt, sondern Erweiterung des Blicks. Und vielleicht liegt genau dort der Ausweg: nicht im Verlassen des Labyrinths, sondern im Wissen, dass das Gehen selbst der Sinn ist.

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