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KWS Lectures: das Licht in uns – eine neue Lesart des Christentums

KWS Lectures: das Licht in uns – eine neue Lesart des Christentums

#Gütersloh, 12. Oktober 2025

I. Ausgangspunkt

Das #Christentum, wie es heute verstanden und gelebt wird, ist das Resultat zweitausendjähriger #Deutungen. Seine zentrale Gestalt, #Jesus von #Nazareth, wird meist als der #Stifter einer #Religion betrachtet. Tatsächlich lässt sich seine #Lehre auch als ein Aufruf zur #Selbstermächtigung lesen: nicht als Aufruf zu #Unterwerfung und #Sühne, sondern als Einladung zur Bewusstwerdung, zur #Freiheit des Geistes und zur Verantwortung für das eigene Handeln.

Die historische Entwicklung hat jedoch aus dieser Botschaft eine dogmatische Struktur gemacht. Die #Kirche beanspruchte Deutungshoheit über den Text, über #Moral, über das Verhältnis des Menschen zu #Gott. Aus der Lehre der Selbstermächtigung wurde eine #Lehre der #Abhängigkeit. Der Mensch wurde nicht zum #Licht, sondern zum #Sünder erklärt. Damit verschob sich das Zentrum der religiösen Erfahrung von innen nach außen, vom Bewusstsein des Einzelnen zu einer Institution.

II. Das #Reich inwendig

In #den Evangelien selbst findet sich die Gegenrichtung. Jesus sagt: »Das Reich Gottes ist inwendig in euch.« Er spricht nicht von einem jenseitigen Ort, sondern von einem inneren Zustand. »Ihr seid das #Licht der #Welt« – dieser Satz ist eine Zuweisung von #Würde und #Verantwortung zugleich. Nicht ein göttlicher Vermittler bringt Erlösung, sondern der Mensch selbst, indem er die Wahrheit erkennt: »Ihr werdet die #Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.«

Diese Sätze stehen am Anfang einer #Anthropologie der #Freiheit. Sie wenden den Blick nach innen. Wahrheit wird nicht verordnet, sondern entdeckt. In diesem Sinn kann Jesus als Lehrer der Selbstermächtigung verstanden werden: als jemand, der den Menschen auf seine eigene Möglichkeit hinweist, sich selbst zu erlösen – im moralischen und im existenziellen Sinn.

III. Gott als Fluchtpunkt

In dieser Perspektive ist »Gott« kein personaler Herrscher, sondern der symbolische #Fluchtpunkt, an dem Bewusstsein, Sinn und Transzendenz zusammenfallen. Jesus benutzt das Wort »Gott«, weil seine Zeit keine andere Sprache für das Unaussprechliche kannte. Der »Vater« steht nicht für eine äußere Autorität, sondern für #Ursprung, #Sinn, #Ganzheit. Der Bezug auf Gott war eine Schutzformel, eine Sprache, die erlaubte, eine radikale Erkenntnis in mythischen Bildern auszudrücken: dass das Göttliche im Menschen selbst ruht.

IV. Die Kreuzigung als Symbol

Die #Kreuzigung markiert den Konflikt zwischen Bewusstsein und Unbewusstheit. Sie steht nicht nur für ein historisches Ereignis, sondern für ein psychologisches Muster: Der wache Mensch wird vom schlafenden Kollektiv abgelehnt. Das Licht wird von der Angst der Menge ausgelöscht.

Der #Tod Jesu kann als symbolischer #Mord des #Bewusstseins gelesen werden: Der »alte Mensch« – der Mensch der »#Sklavenmoral« (vergleiche Friedrich #Nietzsche), der Abhängigkeit, des Gehorsams – zerstört das, was ihn übersteigen könnte. Damit wiederholt sich im #Mythos eine anthropologische Konstante: Das Erwachen bedroht die Ordnung der #Unfreiheit.

Doch gerade dieser Tod offenbart eine tiefere Wahrheit. Er wird zur letzten Selbsthingabe an die Unmündigen, zur Demonstration, dass Bewusstsein nicht mit Gewalt verteidigt wird. Die Auferstehung ist in diesem Sinn keine biologische Rückkehr, sondern die Einsicht, dass das Prinzip des Erwachens unzerstörbar ist. Das Bewusstsein lebt weiter – im Menschen, der erkennt. Jesus stirbt als Mensch, aber das Symbol seiner Erkenntnis steht auf: als Idee, als Mythos, als fortdauernde Möglichkeit des neuen Menschen.

V. Der alte und der neue Mensch

Diese Lesart findet Bestätigung bei #Paulus. Seine Schriften zeigen, dass das Christentum von Anfang an metaphorisch verstanden werden kann. Paulus spricht vom »alten« und vom »neuen Menschen«. Der alte Mensch ist das unbewusste, egohafte Selbst, das von Angst und Schuld bestimmt ist. Der neue Mensch ist das bewusste, freie, verantwortliche Selbst.

Wenn Paulus sagt: »Ich sterbe täglich«, meint er den fortwährenden Prozess der #Transformation. Die Auferstehung ist keine historische Begebenheit, sondern eine innere #Metamorphose. Der Tod Jesu ist das Sinnbild des Absterbens des alten Menschen, seine Auferstehung das Symbol der Neugeburt des Bewussten. Seine Aussage ist nebenbei bemerkt eine Legitimation für die hier besprochene Lesart.

Damit wird Paulus zum frühen Verkünder dessen, was Nietzsche später den »Übermenschen« nennt. Der alte Mensch ist der »Letzte Mensch«, der sich an #Autorität und #Moral klammert; der neue Mensch ist derjenige, der aus sich selbst schöpft, der Wahrheit nicht glaubt, sondern erkennt.

VI. Die #Dreifaltigkeit als Bewusstseinsmodell

Auch die #Trinität kann aus dieser Perspektive entschlüsselt werden. Sie beschreibt keinen metaphysischen Mechanismus, sondern einen psychologischen Prozess …

  • Der #Vater steht für die Idee, den Ursprung, das schöpferische Denken.
  • Der #Sohn steht für die Verkörperung dieser Idee, für das gelebte Prinzip.

Daraus ergibt sich eine einfache Formel: Der Vater denkt, der Sohn lebt, der Geist verbindet. Trinität bezeichnet so den Kreislauf jeder Schöpfung: Denken, Handeln, Bewusstwerden.

VII. #Gebet, #Ritual und #Resonanz

Die religiösen Praktiken behalten in dieser Deutung ihre Bedeutung, jedoch auf psychologischer Ebene. Das Gebet ist nicht Kommunikation mit einem äußeren Wesen, sondern eine Methode der Selbstzentrierung. Schon wenige Minuten bewusster Sammlung genügen, um Ruhe, Klarheit und innere Ordnung herzustellen. Der Inhalt des Gebets ist zweitrangig; entscheidend ist die Unterbrechung des äußeren Stroms, die Rückkehr in Gegenwart und Bewusstsein.

Auch Rituale können in diesem Sinn verstanden werden. Die #Beichte wird zur #Reflexion, das #Abendmahl zur Übung gemeinsamer #Achtsamkeit, die #Liturgie zur kollektiven #Meditation. Der religiöse Raum bleibt – doch seine Funktion wandelt sich: von der Vermittlung göttlicher Gnade zur Pflege seelischer Kohärenz.

VIII. Die Kirche als Institution der Bewusstseinsbildung

Eine Kirche, die diese Deutung akzeptiert, verlöre ihre göttliche Legitimation, aber sie gewönne eine neue: die der Kompetenz. Sie könnte sich als Institution der #Seelsorge, der #Aufklärung und der symbolischen #Kulturarbeit begreifen. Ihre #Rituale und ihre #Ästhetik blieben erhalten, doch ihr Zweck wäre nicht mehr Machterhalt, sondern Bewusstseinsbildung.

Statt Verkünderin dogmatischer Wahrheiten wäre sie Begleiterin des Erwachens. Nicht »heilig« im alten Sinn, aber heilend im neuen. Nicht mehr Autorität, sondern Resonanzraum. Das wäre eine Rückkehr zum Ursprung – nicht zur Religion, sondern zur Erfahrung, die sie hervorgebracht hat.

IX. Schluss

Die biblische Botschaft ließe sich in einem Satz zusammenfassen: »Das Reich Gottes ist inwendig in euch«.

Die #symbolische #Lesart des #Christentums führt nicht weg vom #Glauben, sondern in seine Mitte. Sie zeigt, dass Jesus nicht die #Passivität der »Sklavenmoral« predigte, sondern die #Aktivität der Selbsterkenntnis. Sein Tod und seine Auferstehung sind nicht das Ende einer Geschichte, sondern die Chiffre eines Bewusstseinsprozesses, der in jedem Menschen wiederholt werden kann.

Wenn das verstanden wird, verliert die Religion ihren Zwang zur Macht – und gewinnt ihre ursprüngliche Kraft zurück: den Menschen an seine eigene Quelle zu erinnern.

Der Vater denkt, der Sohn lebt, der Geist verbindet. Das ist die Formel eines erwachten Christentums – und vielleicht der Anfang einer neuen #Aufklärung.

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