Tobias D. Weber (hier als Josef Hufnagel), Sophie Maria Scherrieble (hier als Corin), Judith Lilly Raab, Stefan Eichberg (hier als Asam). Foto: Jochen Klenk, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Theater Heilbronn: Lügen der Eltern zerreißen die Kindergeneration, »Eisenstein« von Christoph Nußbaumeder hat am 11. April 2025 im Großen Haus Premiere
#Heilbronn, 9. April 2025
Alles beginnt mit einer Lüge. Sie sichert das Überleben einer jungen Frau und ihres ungeborenen Kindes im Nachkriegsdeutschland, entwickelt aber im weiteren Verlauf eine zerstörerische Kraft, die das Ausmaß einer antiken Tragödie erreicht. Am 11. April 2025 hat um 19.30 Uhr Christoph Nußbaumeders Familien Saga »Eisenstein« im Großen Haus des Theaters Heilbronn Premiere. Stephan Suschke inszeniert diese packende Geschichte über drei Generationen vor dem Hintergrund wichtiger Ereignisse der bundesdeutschen Geschichte in sechs großen Zeitsprüngen zwischen 1945 und 2008. Das komplexe Schauspiel aus dem Jahre 2010 zeigt, wie Lügen und Halbwahrheiten, mit denen so mancher nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs seinen Lebenslauf »korrigierte«, bis in die Gegenwart hinein weiterwirken und eine Familie von innen zerreißen können.
Zum Inhalt
Deutschland im April 1945. Die junge Erna Schatzschneider flieht aus Böhmen vor der roten Armee. Sie will nach Eisenstein, einen kleinen Ort in Bayern an der tschechischen Grenze, wo ihr Onkel auf dem Hof der reichen Familie Hufnagel arbeitet. Ihr Verlobter ist im russischen Winterkrieg gefallen. Das jedoch wird sie den Hufnagels verschweigen. Sie wird ihnen stattdessen erzählen, dass er erst kürzlich auf ihrer gemeinsamen Flucht erschossen wurde. Denn sie muss ihn noch ein bisschen länger leben lassen, um ihrer Geschichte, die ihr Leben retten soll, Glaubwürdigkeit zu verleihen. Erna hat nämlich auf ihrem Weg nach Bayern Andreas, einen entflohenen KZ Häftling, getroffen und ist ein Stück des Wegs gemeinsam mit ihm gegangen, nachts haben sie einander gewärmt und als sie sich kurz vor Eisenstein trennen, trägt Erna ein Kind im Bauch. Deshalb beginnt sie aus Berechnung ein Verhältnis mit Josef Hufnagel, dem Besitzer des Hofes, der sich mit ihr über die Krankheit seiner Frau hinwegtröstet. Sie schiebt ihm das Kind unter. Er gewährt ihr ein Dach über dem Kopf, verlangt aber von ihr, dass seine vermeintliche Vaterschaft geheim bleiben muss. Die offizielle Variante lautet, dass das Kind von ihrem auf der Flucht erschossenen Verlobten sei.
Josef, der gemeinsam mit seinem Bruder Vinzenz alle Beweise für ihre Nazivergangenheit in der Jauchegrube versenkt hat, macht dank seiner guten Englischkenntnisse Karriere in der amerikanischen Besatzungszone, bringt es sogar bis zum Landrat. Erna verheiratet er mit seinem Bruder Vinzenz, um sie und das Kind in der Nähe zu haben. Ernas Sohn Georg und Josefs Tochter Gerlinde, die er mit seiner inzwischen genesenen Frau Jutta bekommen hat, wachsen gemeinsam auf, bis Gerlinde in ein Internat geschickt wird. Als sie als junge Frau zurückkehrt, verlieben sie und Georg sich ineinander. Josef beobachtet dies mit Entsetzen und schreitet sofort ein. Er kann die vermeintliche »Blutschande« nicht zulassen und zerstört die Liebe der jungen Leute, die gar nicht wissen, wie ihnen geschieht. Als Erna endlich den Mut hat, Josef über ihre Notlüge von einst, die damals ihr und ihres Sohnes Überleben gesichert hat, aufzuklären, ist es zu spät. Der Stein, der die Lawine des Unglücks ins Rollen bringt, ist schon längst losgetreten.
»Bayerische Buddenbrooks«
In pointierten, symbolträchtigen Szenen und zwischenmenschlichen Begegnungen erzählt Christoph Nußbaumeder die packende und berührende Familiensaga der Schatzscheiders und Hufnagels. Er beschreibt, wie dieses Lügengespinst um Herkunft und Abstammung fortan das Schicksal der Familie bestimmen wird und Generation um Generation fest umfangen hält. Das Drama entwickelt einen großen Sog und provoziert ein tiefes Mitgefühl mit den Kindern und Enkeln, die einerseits zu Spielbällen des Handelns ihrer Großeltern geworden sind und sich andererseits ihrer Verantwortung nicht entziehen können und dürfen. »Eisenstein« ist ein starkes Stück neuer deutscher Dramatik, das 2010 in Bochum uraufgeführt und schon auf vielen Bühnen gespielt wurde.
Vertiefung der Geschichte im Roman »Die Unverhofften«
Dieser tiefgründige Stoff hat Christoph Nußbaumeder nicht losgelassen, denn er diente ihm auch als Zentrum für seinen ersten und gleich preisgekrönten Roman »Die Unverhofften«, der 2021 bei #Suhrkamp erschienen ist. Der Autor geht hier in der Handlung eine weitere Generation bis 1899 zurück und dehnt sie bis nach 2019 aus. Er arbeitet die im Theaterstück skizzenhaft angelegten Figuren und Konflikte noch detaillierter aus. Die #FAZ würdigte diesen Roman als »bayerische Buddenbrooks«.
»Autor im Gespräch«: Dr. Wolfgang Niess interviewt Christoph Nußbaumeder
Aus Anlass der Aufführung »Eisenstein« lädt das Theater Heilbronn am 24. Juni um 20 Uhr zu einer »Autor im Gespräch« Veranstaltung im Salon3 ein. Dr. Wolfgang Niess befragt den Schriftsteller Christoph Nußbaumeder zum Schauspiel Eisenstein und dem #Roman »Die Unverhofften«. Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem #Literaturhaus #Heilbronn und der #Stadtbibliothek #Heilbronn statt.
Premiere am 11. April 2025, 19.30 Uhr, Großes Haus des Theaters Heilbronn, Schauspiel von Christoph Nußbaumeder, Regie Stephan Suschke, Ausstattung Tom Musch, #Musik Tobias Cosler, Licht Niko Bock, Dramaturgie Christine Härter, mit Tobias Weber – Josef Hufnagel, Gutsbesitzer aus Eisenstein/Hans, Georgs Anlageberater, Romy Klötzel – Jutta Hufnagel, Josefs Frau/Heidi Hufnagel, jüngere Tochter von Josef und Jutta, Sarah Finkel – Gerlinde Hufnagel, ältere Tochter von Josef und Jutta, Judith Lilly Raab – Erna Schatzschneider, Georgs Mutter, Felix Lydike – Georg Schatzschneider, Sohn von Erna und Andreas Küster, Oliver Firit – Vinzenz Hufnagel, Josefs Bruder / Lothar, Arbeiter aus dem Ruhrgebiet, Sophie Maria Scherrieble – Corin, Magd auf dem Hufnagelgut/ Nikola, Tochter von Georg und Heidi, Stefan Eichberg – Asam, Ernas Onkel und Knecht am Hufnagelhof/Konrad, Wirt im Landgasthof Landshut, Richard Feist – Andreas Küster, entlaufener KZ Häftling, späterer #DDR Devisenbeschaffer/Albert, Sohn von Georg und Gerlinde
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