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#Theater Münster: der Körper als Archiv – Uraufführung des Dreiteilers »Memory«, Premiere am 3. Mai 2025
#Münster, 10. April 2025
Am 3. Mai 2025 bringt die Sparte Tanz Münster, unter der Leitung von Tanzdirektorin und Chefchoreografin Lillian Stillwell, im Großen Haus ein mehrteiliges Programm auf die Bühne: »Memory«. Gemäß der Entlehnung aus dem Englischen geht es hierbei um die Visualisierung der Fragen und Gedanken rund um das Tradieren und Bewahren von #Kultur und menschlicher Identität um Orte, an denen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen. Dazu zählen auch Museen und Bühnen. Gerade die flüchtige Kunstform Tanz kann sich bei der Neu und Wieder Einstudierung von Choreografien auf unterschiedliche Arten der Notation, Weitergabe und ‚Archivierung‘ von Bewegungsformen berufen. Ob schriftliche Tanznotation, digitale Video Aufzeichnungen oder die persönliche Weitergabe durch körperliche Performance im Ballettsaal – Tanz macht einen jeden Körper zu einem »wandelnden Bewegungsarchiv«, das (ehemalige) Tänzer immer wieder abrufen können. Im Tanzabend »Memory« sind ihre erlebte Geschichten, sowohl als auch die Tanzgeschichte an sich, im Zentrum.
Der Abend wird von Doris Humphreys »Water Study« (1928) eröffnet. Dieses Werk ist ein Baustein des US amerikanischen Tanzes der Moderne und schlug auch eine Brücke zum deutschen Ausdruckstanz. Sol Bilbao Lucuix’ »And all the Spirals in the World« (Uraufführung) hingegen befasst sich mit dem choreografischen Prinzip von Repetition und Variation, dessen Reiz aus dem Spannungsfeld zwischen drei scheinbar identischen Soli und der individuellen Erfahrungswelt der ausführenden Tänzer besteht. Für den 3. Teil entwickelt die berühmte Choreografin und Entwicklerin der Bewegungstechnik »Countertechnique« Anouk van Dijk Attachment Piece (Uraufführung). Darin setzt sie sich in vielerlei Hinsicht mit Fragen nach »Zu(-sammen-)gehörigkeit« auseinander.
Eine Adaption der Choreografie Anouk van Dijks, die in Zusammenarbeit mit dem #LWL #Museum für #Kunst und #Kultur entsteht, wird ab dem 13. Juni 2025 auch im Lichthof des Museums präsentiert. Dies ist Teil des von der #Kunststiftung #NRW geförderten Projekts Inside/Out im Rahmen der Ausstellung Performance People. Ein einzigartiges Erlebnis, das die Grenzen zwischen Tanz, Raum und Publikum in einem außergewöhnlichen Ort – dem Museum – auflöst.
Die Menschen
Doris Humphreys (1885 bis 1958) choreografische Laufbahn begann Ende der 1920er Jahre mit Bewegungsexperimenten und der tanztheoretischen Neuorientierung, Tanz auf die reine Bewegung zu reduzieren. »Water Study« ist ein Paradebeispiel für ihre ästhetischen Gedanken zu »Spannung und Ent Spannung« des Körpers am Beispiel des Fallens und Aufrichtens. Dieser Dualismus geht, laut Humphrey, auf Friedrich Nietzsches Einteilung der menschlichen Psyche in die apollinische (rationale) und dionysische (emotionale) Seite des Menschen zurück. Die Bewegung, die zwischen diesen Polen stattfinde sei, in Humphreys Tanz Konzept, der »Bogen zwischen zwei Toden«. Eine Besonderheit ihres Frühwerkes »Water Study« liegt ebenfalls in der akustischen Begleitung, bei der es sich nicht etwa um Instrumentalmusik handelt, sondern um nicht musikalische Rhythmen wie Wellen sowie den menschlichen Atem und Puls, die in körperlichen Ausdruck übersetzt wird.
Die Französin Aurélie Berland bringt Doris Humphreys »Water Study« in Münster auf die Bühne, indem sie sich auf die sog. Labanotation als Quelle beruft. Die in zeitgenössischem Tanz, Geschichte und Labanotation ausgebildete Tänzerin nutzt dieses System zur Notation, Archivierung und Memorisierung menschlicher Bewegungen, das Ende der 1920er Jahre von dem ungarischen Tänzer, Choreografen und Tanztheoretiker Rudolf von Laban (1879 bis 1958) entwickelt wurde. Außerdem zeichnete Berland bereits mehrfach für die erfolgreiche Re enactments von modernen Choreografien des 20. Jahrhunderts verantwortlich. Mit ihr wird nun die in selten aufgeführte »Water Study« (1928) von Doris Humphrey, einer Wegbegleiterin der Modern Dance Ikone Ruth Saint Denis (1879 bis 1968), am Theater Münster zu neuem Leben erweckt.
Die Begriffe des »Körpers als Archiv«, der #Identität und des sozialen Miteinanders verbildlicht die Neukreation von Sol Bilbao Lucuix – jedoch durch ein völlig anderes Körperbild und Bewegungskonzept: »And all the Spirals in the World« ist eine Erkundung der Diversität durch Bewegung. 3 Tänzer führen ein und dasselbe Solo auf völlig unterschiedliche Weise auf und stellen unter Beweis, wie persönliche Geschichten, Sehnsüchte und Emotionen den Tanz zu einer subjektiven und zutiefst menschlichen Erfahrung machen. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Choreografin und den Darsteller formt das Stück aus einer Vielzahl von Kompositionsmethoden, wobei Erinnerungen und Rückblicke als konzeptionelle Grundlage dienen. Musikalisch wird diese Herangehensweise durch eine Komposition von Fabrizio di Salvo ergänzt. Er beruft sich, gemäß der programmatischen Leitidee, auf die Technik des Samplings, welche er auch als »eine künstlerische Haltung, die mit Erinnerung, Aneignung und Verwandlung arbeitet« betrachtet.
Die international renommierte Choreografin Anouk van Dijk ist und dem Münsteraner Publikum schon von ihrem Werk gentle is the power im vierteiligen Tanzabend »Nachbarschaft« (2023) bekannt. Jetzt reflektiert sie mit ihrem neuen Stück »Attachment Piece« über die unterschiedlichen Ausdeutungen des Verbs »to feel attached« (»sich verbunden, zugehörig, befestigt, zugeneigt, anhängend fühlen«). Die Niederländerin erforscht, wie sich räumliche Dynamik und persönliche Grenzen beziehungsweise Abhängigkeiten auf unsere Beziehungen auswirken. 8 Tänzer navigieren durch die Komplexität der Suche nach Schutz und Sicherheit in einer instabilen Welt. Körperbild und Bewegungsschema sind inspiriert von mechanischen Maschinen aus dem 19. Jahrhundert, bei denen jedes Teil auf die anderen angewiesen ist, um zu funktionieren. Die Tänzer verbinden sich förmlich zu einem Netz aus #Energie, #Bewegung und #Interaktion und interagieren beziehungsweise reagieren wie #Zahnräder in einem Uhrwerk. Dabei testen sie die Grenzen der Kommunikation und verwandeln sich von geometrischen Formen in Ketten, Wellen und Momente des Chaos. Durch diesen mobilen Fluss entstehen Kraft, Intimität und Verbindung im Sinne physischer »attachments«.
Besetzung
Teil 1 »Water Study« (1928), Choreografien Doris Humphrey, Einstudierung Aurélie Berland, Probenleitung Melanie López López.
Teil 2 »All The Spirals in The World« (Uraufführung), Choreografie Sol Bilbao Lucuix, Komposition, Künstler. Mitarbeit Bühne und Licht Fabrizio di Salvo, Probenleitung Katelyn Skelley.
Teil 3 »The Attachment Piece« (Uraufführung), Choreografie Anouk van Dijk, Musik N. N., Probenleitung Katelyn Skelley.
Ausstattung Felicia Riegel, Kostüme Philipp Winkler, Lichtdesign Jan Hördemann, Dramaturgie Regina Genée, Ausstattungsassisenz Silja Egelund Ellebye, Tanz #Tanz Münster.
Begleitveranstaltungen
Kostenlose Werkeinführung, jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn,Aufführungsdauer rund 1,45 Stunden, 1 Licht Pause nach dem 1. Teil, 1 Pause nach dem 2. Teil.
Premiere Samstag, 3. Mai 2025, 19.30 Uhr, Großes Haus, weitere Termine Donnerstag, 8. Mai 2025, 19.30 Uhr, Samstag, 17. Mai 2025, 19.30 Uhr, Donnerstag, 29. Mai 2025, 18 Uhr, Freitag, 20. Juni 2025, 19.30 Uhr, Mittwoch, 25. Juni 2025, 19.30 Uhr, Sonntag, 6. Juli 2025, 16 Uhr, Freitag, 11. Juli 2025, 19.30 Uhr, jeweils Großes Haus
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